Jung, schön, makellos – auf der Suche nach diesen Idealen stürmen Frauen weltweit die Praxen von Schönheitschirurgen. Was die Wenigsten wissen: Plastische Chirurgie ist viel mehr als nur Schönheitsoperationen. Exakt formuliert heisst das klinische Fach in der Schweiz Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie. Unter diesem Begriff wird ein breites Spektrum operiert, wie Rekonstruktionen nach Unfällen und Tumoren, Missbildungen, Verbrennungen, Gesichtslähmungen, die Schönheitschirurgie ist nur EIN Teil davon.
Plastische Chirurgie – ein Fach mit vielen Facetten
Jung und Alt unterziehen sich Operationen, in der Hoffnung, das Alter hinauszögern zu können. In der heutigen Gesellschaften spielt Schönheit eine zunehmende Rolle. Erfolg und Schönheit haben einen Bund eingegangen. Wir kombinieren im Denken optische Attraktivität mit sozialem Erfolg, Reichtum und sozialem Aufstieg – eine Korrelation, die in mehreren Studien nachgewiesen werden konnte. Die Hemmschwelle von Seiten der Patienten ist häufig tief, man entschliesst sich schnell dazu und bekennt sich freizügig. Parallel zu diesen Veränderungen im Patientenbewusstsein steigt auch die Tendenzen der Verharmlosung. Viele verdrängen, dass es sich um einen operativen Eingriff handelt, der Folgen haben kann, wie jede Operation. Auch Todesfälle kommen vor.
Ebenso interessant wie die gesellschaftliche Perspektive ist der medizinische Blick auf die ästhetische Chirurgie: Diese Art der Chirurgie hat nichts mehr mit dem traditionellen Kern der Medizin als Heilkunde zu tun, sondern ist eine tägliche Suche zwischen Krankheitsbehandlung und Wunscherfüllung.
Bei jedem Eingriff sollte das Prinzip „primum nil nocere“ – lat.: zuerst einmal nicht schaden – gelten. Bei vielen Beispielen die durch die Medien geistern scheint das nicht ganz so gelungen. Jeder ästhetischer Eingriff verändert das Äussere eines Patienten und kann mögliche Folgen für seine Gesundheit haben. Jede Operation ist auch ein Eingriff in die Körperwahrnehmung. Nicht zu unterschätzen ist auch der Suchtcharakter derartiger Eingriffe und der Wunsch nach immer neuen und weiteren Eingriffen.
Kritisch betrachtet werden heute hohe Anforderungen an ein verantwortungsbewusstes Handeln des ästhetischen Chirurgen gestellt, dessen Entscheidungen durch die steigenden Ansprüche an Jugendlichkeit und körperliche Perfektion in unserer Gesellschaft zunehmend herausgefordert werden.
Ästhetische Chirurgie ist kein geschützter Begriff
Wie Beispiele zeigen, empfiehlt es sich vor einer Entscheidung entsprechend zu informieren. Ästhetische Chirurgie ist kein geschützter Begriff, was häufig dazu führt, dass auch Ärzte anderer Fachrichtungen gerne auf den lukrativen Zug der Schönheit aufspringen.
Strahlende und glänzende Ordinationen mit entsprechendem Fuhrpark an den besten Adressen der Stadt suggerieren Erfolg und Kompetenz. Das Spitalsfeeling wird tunlichst vermieden, bei lockerer Musik und bestückt mit Hochglanzmagazinen fühlt man sich mehr wie bei der Kosmetik um die Ecke, als in der Nähe eines Operationssaales. Komplikationen gibt es in dieser auf Hochglanz ausgerichteten Welt nicht zu sehen. Ab und zu dringt dann doch etwas durch und versetzt operationswillige und zahlungsfreudige Frauen in Entsetzen.
Plastische Chirurgie – Qualifizierte Fachärzte in der Schweiz und Österreich.
Findet ihr bei der Schweizer Gesellschaft für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie und in Österreich bei der Österreichischen Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie.
Einen Text von mir zu einem ähnlichem Thema findet ihr hier: Der Selfie, Busen, Schönheitswahnsinn
Ich finde es unglaublich wichtig, dass vor allem die durchführenden Ärzte dem Patienten auch mal nein sagen zu einer Behandlung, weil die sich auch um das Wohlergehen der Patienten kümmern und nicht nur um das Geld.