Kosmetikabteilung – Himmel oder Hölle? Der Himmel war an diesem Tag die Beauty Etage eines renommierten Kaufhauses. Ich war auf der Suche nach einem ganz bestimmten Make Up. Eigentlich wusste ich beim Betreten alles, ausser dem Farbton. Vielleicht war das der Schwachpunkt? Voll motiviert zielte ich auf die entsprechende Koje. Nun, ab dem Zeitpunkt gab es kein Entkommen mehr. Ich wurde auf einen Hochstuhl bugsiert und dann begann der Farbtest. Natürlich ist ein Gesicht nie ebenmässig, also mussten zwei Farbtöne her. Genau gesagt, einer für das gesamte Gesicht und einer für den Bereich der Nase. Das leuchtete mir ein. Aber dann benötigte besagtes MakeUp noch einen Fixierspray. 

Den hat mir die mehr als bemühte Dame dermassen blumig verkauft, dass ich nicht Nein sagen konnte, obwohl ich es im tiefsten Innersten wollte. Ab dem Augenblick hatte ich alles. Das MakeUp in zwei Farbtönen und den unverzichtbaren Fixierspray. Doch jetzt war die Dame erst so richtig aufgewärmt. «Sie haben sehr trockene Haut» hauchte sie mir ins Ohr. Ich nickte brav. Jeder Widerstand erschien mir in dem Augenblick zwecklos. Denn sie hatte recht, ich habe trockene Haut, ohne Zweifel. Die perfekt geschminkte Verkäuferin nimmt einen weiteren Anlauf mit dem Ziel, mir neue Gesichtspflege ans Herz zu legen. In mir wuchs der Widerstand. Ganz ehrlich, ich hatte die Rolltreppe in den ersten Stock nur genommen, weil ich ein bestimmtes MakeUp wollte. Ich lehnte dankend ab. «Darf ich Ihnen etwas auf den Handrücken streichen, nur so zum Testen» setzte sie nach. Ich hielt brav meine Pfote hin. Andächtig und pseudo liebevoll verstrich sie die cremige Konsistenz und erläuterte mir ausführlich, was für eine Wunder dieses Produkt vollbringen könnte. Also wenn ich es kaufen würde. Ich verfiel in ein Stadium der Beratungsresistenz.

Himmel oder Hölle, oder Beides?

Nach zähen Minuten rutschte ich vom Sessel und bewegte mich Richtung Kasse. Dicht gefolgt von der Verkaufsberaterin. Diese griff im Vorbeigehen nach noch schnell nach einer neuen Essenz in der echte Rosenblätter schwammen. Die Flasche stand auf einem goldenen Podest, was an sich schon nicht gutes verheisst, ausser, Luxus pur und der hat seinen Preis. Andächtig schüttelte sie das exklusive Fläschchen vor meinen Augen und die Rosenblätter begannen aufgeregt zu tanzen. «Das wäre ideal für Ihren Hauttyp» erreichte es mein Ohr. «Sehr schön diese Rosenblätter» sagte ich höflich. Auch ein NEIN baute ich ein. Sie liess nicht locker, ein Profi eben.

Gut geschult begann sie mir die Erfolgsgeschichte dieser Rosen Linie auszubreiten. Ich merkte wie mir heiss wurde. Was in meinem Alter ab und an passieren kann. Dann muss ich immer an Samantha denken. Wie dieser Hölle entkommen, wenn ein Nein nicht reicht? ging es mir durch den Kopf. Ich streckte mich, Schultern zurück, atmete tief ein. «Wirklich sehr schön, aber aktuell habe ich keinen Bedarf» hörte ich mich gepresst sagen. Fast so, als müsste ich mich entschuldigen.

 

Kosmetikabteilung – der letzte Akt

Endlich war die die Kasse erreicht. Sie verschwand hinter der Theke, wo sie Sekunden später wieder vor mir auftauchte mit ein paar Proben in der Hand. Ich muss zugeben, kleine Muster und Proben erweichen immer mein Herz. Ich schätze diese kleinen Test Muster sehr. Auf Reisen ganz besonders und ab und an finde ich auch tatsächlich Gefallen an einem der Produkt. Nun – Das Ende der Geschichte: Ich bezahle drei Mal so viel wie geplant und nur deshalb nicht 10 Mal so viel, weil ich Widerstand geleistet habe. Bei der Fahrt mit der Rolltreppe Richtung Ausgang verspüre ich das Verlangen nach Prosecco. Nicht, weil ich mich so freue über meine neuen Produkte, nein sondern weil ich entkommen bin. Beim ersten Schluck muss ich an eine meiner besten Freundinnen denken. Sie hat förmlich Angst vor diesen Beauty Abteilungen, wo gut frisierte und perfekt geschminkte Damen auf ihre Opfer warten. Sie sagt, sie fühle sich dort immer wie in einem Spinnennetz.

Ich konnte dieses Gefühl sehr gut nachvollziehen. Doch fragte ich mich, warum dieses Frauen so geschult werden? Ist das wirklich zeitgemäss? Ist diese Art von Bedrängen ein funktionierendes Geschäftsmodell? Ich kenne viele Frauen, die sich etwas einreden lassen. Ob sie damit zufrieden sind, das glaube ich nicht. Gute Beratung ist ein schmaler Grad. Für mich persönlich gilt, wenn jemand etwas bestimmtes möchte, dann sollte es auch dabei bleiben. Natürlich kann man dezent nachfragen oder etwas anbieten. Beim nächsten Gang durch den Spalier der Beauty Beraterinnen bewaffnet mit Parfums und Cremen werde ich meinen Schritt erhöhen und sie keines Blickes würdigen. Alles Andere kann fatale Folgen haben…ganz besonders für das Konto.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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