Aktuell ertrinke ich in einer Welle der Bekehrungen. Viele in meinem Umfeld leben und präsentieren ihre Lebensphilosophien so intensiv und vorbildlich, dass ich den Verdacht habe, dem Ganzen liegt die Hoffnung inne mich zu bekehren. Ich bin weder vegan noch Vegetarier, esse alles. Ich mache kein Yoga und trainiere nicht für den nächsten Marathon, sondern drehe mit dem Hund meine Runden im Wald. Ich verwende jede Art von Kosmetik, von Natur bis Masse, möchte aber, dass Marken sich klar deklarieren. Ich bin total unspektakulär, so würde ich es zusammenfassen. Ganz ehrlich, ich bin nicht so der radikale Typ. Ich glaube nicht, dass Vegan oder Vegetarier die Antwort ist für mich. Die gleichen Personen, die sich mit „Pelz ist untragbar“ ablichten lassen, trinken ihr Wasser aus Plastikflaschen und verzehren nach dem Yoga ihren Quinoa-to-go aus Plastikbechern. Unternehmen weite Fernreisen, fahren Auto …..

Ich wünsche mir einen ethischen und nachhaltigen Umgang mit Tieren und der Natur und mehr Bewusstsein dafür. Deshalb esse ich wenig Fleisch und wenn dann bewusst. Ich versuche den Billig-Klamotten-Wegwerf Trend zu umschiffen. Ich verwende keine Plastikflaschen mehr. Das sind kurz gefasst meine kleinen Beiträge.

Leder, Gift auf unserer Haut.

Taschen und Schuhe sind für viele ein Wegwerfprodukt geworden. Massenweise reiht sich Ware in den Geschäften. Ein Trend dieses Jahr, der nächste folgt. Viele Billigschuhe sind so produziert, dass sie maximal zwei Saisons halten. Dann ab in den Müll. Reparieren lohnt oft kaum, da der Schuster oft teurer als ein neues Paar Schuhe.

Hast Du gewusst, dass die Haut eines Bullen 40 kg wiegt und dafür bis zu 20 kg Chemie nötig sind, um aus der Haut Fett und Eiweiss herauszuwaschen. Dann erst beginnt das Gerben. Gerbereien gibt es bei uns kaum mehr, als Folge des Kostendruckes. Es hat nichts mit der Beliebtheit von Leder zu tun, sondern mit der Einstellung von uns Konsumenten: Hauptsache billig. Die meisten Lederprodukte kommen heute aus China, Vietnam oder Indien. Giftstoffe im Leder gefährden Arbeiter als auch Konsumenten. Die ZDF Dokumentation Gift auf unserer Haut hat das radikal aufgezeigt. Gezeigt wird eine Produktionsstätte in Bangladesch. Im gleichen Jahr der Ausstrahlung importiert Deutschland um 63 Millionen aus Bangladesch.

Mitten in New York entsorgt. Foto: Elisabeth Giovanoli

Schuh Berge – Mitten in New York entsorgt. Foto: Elisabeth Giovanoli

Woran erkenne ich das Gift im Leder?

Gar nicht. Es gibt keine gesetzliche Verpflichtung, die Herkunft des Leders zu deklarieren. Egal, ob billig oder teuer. Kinderschuhe versetzt mit Chrom VI sind der Alltag. Chrom wirkt antitoxisch, krebserregend und kann Allergien auslösen. Solange der Preis und die massenhafte Verfügbarkeit den Ausschlag geben, werden wir das Gift auf unserer Haut weiter tragen.

Deshalb versuche ich meinen Konsum einzuschränken. Trage meine Sachen sehr lange. Schuhe bringe ich zum Schuster. Meine älteste Tasche ist 25 Jahre alt, ich kaufe auch im Brockenhaus und am Flohmarkt, trage viele meiner Sachen sehr lange. Auch meine Daunenjacke mit Pelzkragen bis zum Ende. Zehn Jahre hält sie nun schon und begleitet mich auf meinen Hunderunden. Pelz ist untragbar, aktuell zu lesen. Nein, Pelz ist auftragbar, weil entsorgen die falsche Antwort wäre. Was ich damit meine ist, dass man die Kleidungstücke die man besitzt bis zum Ende tragen können sollte, ohne Anfeindungen. Für mich geht es bei allem um Bewusstsein und Verantwortung und um einen ethischen und nachhaltigen Umgang mit der Umwelt, den Tieren und den Menschen. Ich befürworte keinen Dogmatismus. Wir sollten nachhaltig sensibilisieren.

Eines meiner Lieblingsbilder, in New York. Krücken und High Heels, das nenne ich konsequent. Foto: Elisabeth Giovanoli

 

Die Inspiration zu diesem Beitrag – das Stück >Ein Volksfeind< am Burgtheater Wien. Ein Text von Kristin Oeing im Programmheft.

 

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