Porto berührt die Menschen mit seiner Freundlichkeit, mit seiner Gelassenheit, mit seiner Kultur und seiner Küche. Doch der Glanz Portos ist ermattet und mit ihm auch seine Bewohner. Es ist ein trauriges Bild das sich bietet. An den historischen Vierteln nagt der Verfall. Die wunderschönen Häuser brechen in sich zusammen und mit ihnen auch ein Stück der Geschichte Portos. Türen und Fenster zugemauert, um den kompletten Einsturz zu verhindern. Ruine reiht sich an Ruine, im Erdgeschoss Geschäfte, Bars, Restaurants, darüber Verfall. Das Stadtbild von Porto leidet, da hilft es auch nicht, wenn der Stadtführer tief in die Geschichte abtaucht und schwärmt vom Glanz vergangener Zeiten. Die Realität hat die Träume Portos schon lange eingeholt.
Freiwillig lebt heute niemand mehr in diesen einmal wunderschönen Häusern. Zurückgeblieben sind die Alten, die Arbeitslosen, die Aussenseiter der Gesellschaft. Der Drogenhandel blüht in den dunklen verwilderten Gassen. Immer wieder erblickt man alte Menschen hinter mit Plastik verklebten Scheiben, auf wackeligen Balkonen, umgeben von verlassenen Ruinen. Das Leben hier ist beschwerlich.
Wieso stürzt die wunderschöne Altstadt von Porto zusammen?
Um das zu verstehen, falls das überhaupt möglich ist, muss man in der Zeit zurückgehen. Um die Lebenshaltungskosten der Portugiesen zu sichern, verfügte Diktator Salazar 1947 einen Mietpreis-Stopp, auch für Porto. Dieser blieb mehr als 40 Jahre lang bestehen. Die Mieten sanken auf Grund der hohen Inflation des Landes immer mehr. So konnte man 2006 einen 4 Schlafzimmerwohnung um 5,- Euro mieten. Die Mieter zahlten oft mehr für Wasser und Strom als für die Miete selber. Bis 2006 blieben die Mieterhöhungen auf den Inflationsausgleich begrenzt. Erst seit 2006 gilt in Portugal ein mit Deutschland vergleichbares Mietrecht, das ermöglicht Mieten anzupassen. Die Umsetzung ist harzig oder kaum möglich. Der Verfall schon zu weit fortgeschritten.
Die Folge sind für Porto verheerend.
Zahlreiche Hauseigentümer ließen ihre Altstadtwohnungen und Häuser verfallen, denn es fehlte das Geld um zu renovieren. Noch heute verfügen viele der Immobilien weder über Dusche noch Toiletten.
Wie viele Immobilien in der Stadt lehrstehen konnte ich nicht eruieren. Auch um Staatsimmobilen steht es schlecht. Historische Bauten mit Moss bewachsen und Unkraut am Dach, keine Seltenheit. Die Häuserfronten aufwendig mit Azulejos – kunstvoll bemalte Keramikfließen – verziert, erzählen Geschichten. Dort wo die Kacheln fehlen, hört meist auch die Geschichte auf.
Charakteristika des Viertels Morro da Sé: 64.886 m² Baufläche -227 Gebäude, davon befinden sich 62% in privater und 38% in öffentlicher Hand – 96% der Gebäude benötigen Sanierungsmaßnahmen – 37% der Gebäude stehen leer.
Wer es sich leisten kann zieht über die Stadtgrenze Portos hinaus.
Die portugiesische Bevölkerung bevorzugte Jahrzehnte den Kauf von Immobilien, Mietwohnungen waren selten. Nach den Jahren wirtschaftlicher Stagnation können viele Portugiesen ihre Immobilienkredite nicht zurückbezahlen, die Nachfrage nach sozialem Wohnbau deor Mietwohnungen steigt. Die Bevölkerung weicht in die Aussenbereiche der Stadt aus, dort wo ein Block den anderen stützt. Mondäne Viertel wie Boavista oder das schicke Foz de Douro in der Nähe des Meeres boomen, dort scheint das Leben abgewendet von der harten Realität. Die kilometerlange Promenade erstrahlt im Sonnenschein, Restaurants locken mit frischem Fisch. Hier vergisst man kurz, dass Portugal in einer tiefen Wirtschaftskrise steckt.
Wer rettet die von der Unesco geschützte Altstadt von Porto vor dem Verfall?
Man bemüht sich, das ist zu spüren. Plätze und Einkaufsstraßen der Oberstadt Baixa wurden zum Kulturstadtjahr 2001 saniert, das historische Viertel am Fluss ging damals leer aus.
Ein Besuch Portos ist zu empfehlen, die Menschen freundlich, die Küche gut. Man ist willkommen. Eine Fahrt ins Landesinnere, zur Wiege des Portweins, lohnt sich. Die stadtnahen Strände sind wunderschön. Aber all das findet ihr in jedem Reiseführer.
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