Im Gespräch mit Bettina Plattner Gerber (50), Hotelière, Unternehmerin und Autorin über ihr Buch: Wenn Paare Unternehmen führen, das Duo als Erfolgsprinzip, geteilte Verantwortung und Glücksfaktoren. Zwei Menschen verfügen über ein unglaubliches Potential.

In unserem Buch meinen wir mit dem >Das Duo als Erfolgsprinzip< das Beste aus zwei Welten. Es geht um Ergänzungen von Fähigkeiten, geteilte Verantwortung und darum, dass man Entscheidungen abwägt. Ich persönlich glaube, dass man grundsätzlich erfolgreicher ist, wenn man Dinge nicht allein macht. Ein einzelner Mensch kann nie die gleichen Fähigkeiten in einer Person vereinen wie zwei Menschen.

Das Prinzip des Duos steht der Selbstverwirklichung im Weg. Wenn man als Duo das Leben gestaltet, egal ob privat oder beruflich, bedeutet das auch viele Kompromisse machen zu müssen. Das Duo ist kein Führungsmodell für Egoisten oder Selbstverwirklicher. Du bist immer im Verbund, man muss sich aufeinander einstellen, sich gegenseitig tragen und man ist abhängig voneinander. Am Ende muss das Duo, um erfolgreich zu sein, für beide Welten stimmen. Aber die zentrale Frage ist: Was macht glücklicher, was erfolgreicher?

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Bettina Plattner Gerber Fotos: Mike Flam

Bettina Plattner Gerber mit ihrem Buch: Wenn Paare Unternehmen führen. Foto: Mike Flam

Bettina Plattner Gerber aus Pontresina im Gespräch mit Elisabeth Giovanoli Foto: Mike Flam

Ich glaube nicht, dass sich alleine Verwirklichen langfristig das beste Ziel ist. Wenn ein Unternehmer- oder Führungspaar funktioniert und nicht an den Herausforderungen zerbricht, dann hat es tolle Möglichkeiten aus zwei Quellen zu schöpfen. Die grosse Chance liegt in der Unterschiedlichkeit der Partner und im Wissen, dass gerade das unterschiedliche Denken und Handeln zu ihrer Führungsstärke beiträgt. Erfolgreiche Paare sehen Unterschiede als Gewinn.

Der Kompromiss ist auch eine Bereicherung. Ob ich ein anderer Mensch wäre, wenn nicht im Duo? Das habe ich mir konkret noch gar nie überlegt. Ich bin froh, dass ich den Weg nicht alleine gegangen bin, weil ich im Gefühl lebe, dass ich extrem von der Gemeinsamkeit profitiere. Ich glaube daran, dass die Verbundenheit, ein Ziel zu verfolgen, die Möglichkeit sich auszutauschen, sich weiterzuentwickeln und auf Augenhöhe im Austausch zu bleiben – dass das alles grosse Glücksfaktoren sind.

Geht es gut, geht es immer besser. Geht es schlecht, geht es immer schlechter. Paare, die gemeinsam ein Geschäft aufbauen und das Unternehmen zusammen führen, setzen alles auf eine Karte und engagieren sich in hohem Maß, müssen hohen Anforderungen standhalten.  Bei einer Trennung ist die ganze Existenz bedroht. Es ist eine Art Himmel- und Höllensituation. Ein Wechselkreis, der sich ständig positiv oder negativ verstärkt: Wenn wir harmonieren und gut kommunizieren, dann wirkt sich das im Sinne der Systemverknüpfungen positiv auf alle Bereiche aus. Wenn es schlecht läuft, geht es oft um Alles oder Nichts.

Menschen treffen oft schnelle Entscheidungen. Ein wichtiges Erfolgsrezept, auch für die Partnerschaft allgemein ist, dass man sich genau überlegt, was man will. Man muss herausfinden, ob man für das Gleiche brennt und auch den Mut haben, das worst case Szenario anzusprechen oder einen Vertrag abzuschliessen. Je mehr Emotionen im Spiel sind, desto korrekter sollte man im Vorfeld handeln. Es ist riskant, einfach zu sagen: Komm, jetzt machen wir mal…Man sollte genau hinschauen und auch hinterfragen: Wofür schlägt unser Herz wirklich und was passiert, wenn wir uns trennen?

Kommunikation ist für Paare eine grosse Herausforderung. Die meisten Konflikte entstehen wegen der Art und Weise wie man kommuniziert, seltener wegen der Inhalte. Wie wir uns mitteilen, ist zentral. Wenn es zu einem Konflikt kommt sind oft beide Partner damit beschäftigt ihren Standpunkt zu verteidigen, aber keiner hört richtig zu oder überlegt, was will er oder sie? Wir haben alle eine relativ schlecht entwickelte Fähigkeit einen Moment inne zu halten und einfach nur zuzuhören. Zuhören ist die Herausforderung.

Am Unterschied zwischen Form und Inhalt arbeite ich täglich. Was ich sage ist oft ein komplett andere Geschichte, als wie ich es sage. Die meisten Paare streiten nicht darüber, was sie sagen, sondern wegen dem, wie sie es sagen. Paare streiten über das wie, der Inhalt ist selten das Problem, sondern der Ton, die Mimik. Auf der Metaebene passiert sehr viel. Mein Tipp: Durchatmen und sagen: Lass uns noch einmal anfangen. Streit minimieren durch Unterbrechen funktioniert.

Das Buch kurz gefasst. Im Mittelpunkt steht die Frage: Was braucht es, damit es gelingt? Mehr als alles andere braucht es das gleiche Idol und das gleiche Ziel. Man muss für das Gleiche brennen. Die Vision muss ein Paket sein. Unterschiede sind eine Bereicherung und es gibt verschiedene Wege, die zu einem Ziel führen, aber wenn Visionen nicht übereinstimmen, dann ist das Scheitern vorprogrammiert. Gehen da die Visionen auseinander, ist die Spannung vorprogrammiert. Der zweite Teil des Interviews – Bettina Plattner Privat folgt. Das Buch von Bettina Plattner Gerber und Lianne Fravi : Wenn Paare Unternehmen führen erschien im Kösel Verlag und ist im Fachhandel erhältlich. Mehr zu Bettina Plattner Gerber: www.plattnerundplattner.ch

www.fuehrungs-paare.ch

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