Ich bin nicht das klassische Opfer, davon war ich die letzten 30 Jahre felsenfest überzeugt. Ich dachte, so ein Überfall hat etwas mit einer Art selbst erfüllender Prophezeiung zu tun. Wer ständig davor Angst hat, wird am Ende auch überfallen oder ausgeraubt. Jetzt weiss ich, dem ist nicht so.

Der Überfall noch vor dem Frühstück

Ich treffe ein Freundin in Madrid am Flughafen, geplant – drei Tage zwei Freundinnen. Vom Flughafen nehmen wir den Zug in die Stadt. Morgens um 10. Einmal müssen wir wechseln, die Station weiss ich nicht mehr. Der Zug fährt ein, es hat nicht viele Leute. Ich mit Rucksack und kleinem Rollkoffer. Wir steigen zu, das Signal der Türen ertönt, im letzten Moment drängt eine Gruppe Menschen hinein. Unauffällig, Frauen, Männer, Alter unterschiedlich. Nicht weiter auffällig. Kaum schliessen sich die Türen beginnt der Mann hinter mir sich gegen mich zu lehnen, ich weiche verärgert aus. Dann spüre ich den Ellenbogen der Frau rechts von mir in den Rippen. Ich schubse zurück. Der Mann links von mir stolpert, fällt auf mich. Es entsteht ein eigenartiges Gedränge rund um mich. Ich werde geschoben, einquetscht und gedrückt, von allen Seiten. Plötzlich wird mir klar, die gehören alle zusammen. Mein Freundin steht weiter abseits, sie kann aus der Gruppe raus.  Ich stecke fest, bin umzingelt. Ich halte meinen Rucksack vornüber, fest umklammert mit der linken Hand. Da greift eine Hand nach meiner Uhr. Der Klappverschluss der Uhr ist bereits offen, ich reisse den Arm an mich. Versuche aus der Gruppe auszubrechen. Ich schaffe das kaum. Endlich stosse ich einen Typen beiseite und schaffe es mich zu befreien. Da höre ich meine Freundin, >Dein Rucksack ist offen<. Dann war mir klar, die Geldbörse muss weg sein. Auch meine ganzen Karten. Ein Griff in den Rucksack bestätigt mir das. Alles hat sich in Sekunden abgespielt.

Was jetzt kommt macht bitte nicht nach

 Der Dichter Cervantes schaut von seinem Sitzplatz herab auf die Figuren seines Romans: Don Quijote auf dem Pferd und Sancho Panza auf dem Esel.

Don Quijote auf dem Pferd und Sancho Panza auf dem Esel

Ich war so wütend – ausgeraubt von Taschendieben

Genau 20 Minuten in Madrid und bereits die Geldbörse und alle Papiere geklaut. Meine Gedanke rasen. Das Wochenende auf das ich mich so gefreut habe war in einer Sekunde zerstört. Das konnte einfach nicht sein. Ich musste entscheiden, die Gruppe war noch im Zug. Den grossen Mann, ich konnte ihn sehen. Dann regierte ich blitzartig. Der Zug fuhr noch, das war meine Chance. Ich lasse Koffer und Rucksack stehen. Renne durch den Gang auf die Gruppe zu, auf den Mann, er dreht sich weg. Ich reisse ihn an seinem Ärmel und schreie, >Give me back my Money<.  Und was jetzt kommt glaube ich bis heute nicht: einer aus der Gruppe verliert scheinbar die Nerven. Er wirft mir das Portmonnai vor die Füsse. Ich hebe es auf, gehe zurück. Alles ist noch drinnen. Auch mein Geld.

So schnell lasse ich mich nicht unterkriegen

Das alles ging so schnell. Ehrlich, ich war gar nicht schockiert, einfach nur froh über meine Karten und Papiere. Ich glaube, ich habe die Diebe so überrascht mit meiner Reaktion. Mein Selbstvertrauen und meine Überzeugung waren stärker. Ein bisschen fühlte ich mich wie ein Sieger. Mutter Courage oder so, aber vernünftig war das nicht. Ich weiss selber nicht, woher ich den Mut genommen habe. Das hätte auch schief gehen können.

Das Wochenende in Madrid war toll. Viel gesehen, gut gegessen.

Mein Tipp:

Trennt Geld und Karten immer voneinander. Bleibt wachsam. Informiert Euch im Internet vor Reiseantritt über Gegebenheiten vor Ort.

Unterschätzt Blondinen nicht und Prost – so schnell lass ich mir ein Wochenende in Madrid nicht verderben.

Prost - so schnell lass ich mir ein Wochenende in Madrid nicht verderben.

Prost – so schnell lass ich mir ein Wochenende in Madrid nicht verderben.

 

 

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